Im nächsten Schritt bleibe ich im Bild der Waagschale oder des Gleichgewichts. Erlebst Du manchmal eine unausgeglichene Dialogsituation? Wenn eine Person überwiegend negativ spricht und die andere übermäßig positiv reagiert, entsteht ein emotionales Ungleichgewicht. Die eine Seite zieht sich ins Minus zurück („alles ist schlecht“), während die andere versucht, durch übertriebene Positivität ein Plus zu erzeugen. Dazu habe ich zwei Beispiele: 1. Ein Teammeeting in einer Firma Projektleiterin: „Der Kunde hat schon wieder Änderungen gefordert. Das bringt unseren ganzen Zeitplan durcheinander! Das ist einfach frustrierend.“ Kollege: „Ach, das ist doch gar nicht so schlimm! Wir schaffen das locker. Wir müssen nur positiv bleiben.“ Projektleiterin (innerlich): Er versteht mich nicht. Ich stehe hier mit einem echten Problem, und er tut so, als wäre es nichts. ➡ Warum bleibt die Bilanz unausgeglichen? Der Kollege erkennt die Frustration der Projektleiterin nicht an. Er versucht, durch Positivität das Minus auszugleichen, aber ohne auf den Inhalt einzugehen. Das führt dazu, dass sie sich in ihrer Sorge allein gelassen fühlt. 2. Ein Gespräch unter Freundinnen Lisa: „Ich bin so enttäuscht. Ich hatte mich so darauf gefreut, dass wir alle zusammen in den Urlaub fahren, aber jetzt hat Marie abgesagt.“ Sophie: „Ach komm, das ist doch nicht so schlimm! Dann machen wir es uns halt zu zweit schön. Sei doch einfach froh, dass du überhaupt Urlaub hast.“ Lisa (innerlich): Es geht mir nicht darum, dass ich keinen Urlaub habe, sondern darum, dass ich traurig über die Absage bin. Sie hört mir gar nicht richtig zu. ➡ Warum bleibt die Bilanz unausgeglichen? Lisa empfindet Traurigkeit, und Sophie begegnet ihr mit einer Lösung anstatt mit Verständnis. Die emotionale Lücke bleibt. Lisa bekommt nicht die Möglichkeit, ihr Gefühl auszudrücken und verstanden zu werden. Wie entsteht die Balance? Anstatt sofort ins Positive zu springen, braucht es einen Zwischenschritt: das echte Anerkennen des Gefühls. Benenne was ist! „Das klingt wirklich ärgerlich/frustrierend/nicht einfach.“ Neugierig nachfragen! „Was genau macht es für dich so herausfordernd?“ Erst danach biete einen konstruktiven Weg an! „Was kann dir jetzt helfen?“ oder „Wollen wir gemeinsam überlegen, wie wir das Beste daraus machen?“ Gestalte deine Kommunikation leicht. - Sei die Person, die achtsam mit dem Gebrauch von Negationen ist.
- Und sei zugleich die Person, die achtsam auf den anderen Menschen eingeht. Bleibe dabei in Deiner Präsenz und achte auf die jeweiligen Verantwortungsbereiche.
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