Päuschen!

 

 

 

 

 

 

Päuschen!

 

Kürzlich tauschte ich mich mit meiner Kollegin zu einem Kundenanliegen aus. Schließlich sagte sie mir: “Cordula, mache erstmal etwas anderes. Vielleicht hast du später eine passende Lösung, die du dem Kunden anbieten kannst.”

Sie hatte Recht. Ich hatte ein bestimmtes Bild von der Kundensituation. Im Austausch mit meiner Kollegin brachte sie weitere Aspekte zur Fragestellung und dem Anliegen des Kunden ein. Dadurch verschwamm für einen kurzen Moment mein inneres Bild.
Meine Kollegin schien dies zu bemerken und riet mir, erstmal etwas Anderes zu machen.
Wir kannten die Lösung in diesem Moment beide nicht. Jegliche Diskussion wäre sinnlos gewesen.
Meine Gedanken brauchten eine Pause – oder Wirkzeit!

Ich lasse diese Begebenheit so stehen und komme zu einer weiteren Erfahrung:

Mist!
Mir fällt das Wort nicht ein…. Wie heißt das noch gleich?

Ich grübele dann ungeduldig in meinem Oberstübchen (Kopf) nach einem ganz bestimmten Wort. Es liegt mir auf der Zunge und will nicht raus.

Kennst du das auch?

Je mehr du dich anstrengst, desto weiter verflüchtigt sich das Wort. Du merkst, dass du dich mit deinem angestrengten Denken selbst blockierst. Schließlich gibst du auf.

Und dann….
Bäämm!

Stunden oder Tage später, du sitzt auf dem Sofa, hast diesen Geistesblitz und das Wort ist plötzlich da.

Wo kommt das denn jetzt her? Was ist passiert?

Es war schon vorher da. Du hast dir und dem Gedanken eine Pause gegönnt und dem Wort Platz gemacht, sich zu entfalten.

     

Pausen haben etwas Wirkungsvolles!

Das ist klar, wenn es um Ruhepausen, Mittagspausen, Pausenbrote oder der Pausenpfiff bei einem Mannschaftsspiel geht.
In diesen Zeiten kann sich der Mensch stärken und innerlich Kräfte sammeln. Manche Pausen machen wir ganz bewusst und manche sind wie selbstverständlich im Tagesablauf integriert, wie der nächtliche Schlaf.

Nun komm doch mal auf den Punkt!

Gibt es auch Pausen beim Sprechen – Sprechpausen?
Ich meine damit die kurzen Minipausen nach einem Satzzeichen.

Hier kannst du es ausprobieren! Lies dir selbst diesen Text (ohne Satzzeichen und Großschreibung am Satzanfang) laut vor:

‘Milchmädchenrechnung’
Dieses Wort meint eine wirklichkeitsfremde Rechnung kreiert hat es der französische Dichter Jean de la Fontaine in seiner Fabel Die Milchfrau und der Milchtopf erzählt er von einem jungen Mädchen namens Perette das das Geld für die Milch die es auf dem Markt verkaufen soll anlegen will um zusätzlichen Gewinn zu erzielen es beginnt zu hüpfen und zu tanzen und verschüttet dabei die Milch aus der Traum.

Wie ist dein Bild von der Geschichte? Ist sie direkt klar oder erschließt du dir den Inhalt aus dem Gesamtkontext?

Vergleiche den Text mit den Satzzeichen. Lies ihn dir wieder laut vor:

‘Milchmädchenrechnung’
Dieses Wort meint eine “wirklichkeitsfremde Rechnung”. Kreiert hat es der französische Dichter Jean de la Fontaine. In seiner Fabel ‘Die Milchfrau und der Milchtopf’ erzählt er von einem jungen Mädchen namens Perette, das das Geld für die Milch, die es auf dem Markt verkaufen soll, anlegen will, um zusätzlichen Gewinn zu erzielen. Es beginnt, zu hüpfen und zu tanzen, und verschüttet dabei die Milch. Aus der Traum.

Wie ist es jetzt für dich?

Mir sind die Satzzeichen beim Lesen angenehm. Ich finde automatisch eine sinnkonforme Betonung. Dabei mache ich diese Minipausen, bevor ich laut weiterlese.
Das Bild in mir von dem jungen Mädchen Perette ist direkt lebendig. Ich brauche es mir nicht erst aus dem Kontext erschließen.
Die kurze Pause reicht also aus, um den Inhalt direkt zu erfassen.

Stell dir vor, dies gelingt dir auch im Gespräch mit einer Freundin oder einem Freund. Du sagst einen Satz, senkst am Ende deine Stimme und gibst dem Punkt eine kurze (Atem-)Pause. Erst dann wird deine Information vollständig. Dein Gesprächspartner kann sie nun abspeichern.

Gespräche in dieser Weise erhöhen bei beiden Dialogpartnern in der Regel die Aufmerksamkeit und damit die innere Präsenz. So sind wir in der Lage, auch komplexe Themen leicht verständlich rüber zu bringen.

Es sind die kleinen Pausen, die wirken! Ich mag sie.

     

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